Stadtpräsident hinter Gittern: Sünnenwold besuchte die JVA

Veröffentlicht am 29.08.2006

Stadtpräsident hinter Gittern: Sünnenwold besuchte die JVA

Stadtpräsident hinter Gittern: Sünnenwold besuchte die JVA

060686L 2006-08-29

Stadtpräsident Peter Sünnenwold hat sich gestern beim Leiter der JVA Lübeck, Peter Brandewiede, über den Justizvollzug in Lübeck informiert. Wie das Büro der Bürgerschaft mitteilt, berichtete Brandewiede ausführlich über den Strafvollzug und gab einen Überblick über seine Einrichtung.

In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Lübeck sind zur Zeit 520 Inhaftierte, davon 50 weibliche. Mit Ausnahme des Jugendvollzugs sind dort alle Haftarten vertreten, sei es die Untersuchungshaft, die Strafhaft oder auch der offene oder geschlossene Vollzug.

27 Männer und drei Frauen verbüßen in der JVA eine lebenslängliche Haftstrafe, rund 80 Personen haben eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren abzusitzen.

Bei seinem Besuch zeigt sich Sünnenwold beeindruckt über die „Stadt in der Stadt“: Auf dem neun Hektar großen Areal befindet sich tatsächlich eine in sich abgeschlossene und autonome „kleine Stadt“ - mit einer Kirche, Schule, Kasse, Krankenabteilung, Einkaufsladen und auch „Handwerksbetrieben“ wie Tischlerei, Elektrowerkstatt, Maurerei, Klempner- und Installationsbetrieb.

Diese anstaltsinternen Werkstätten werden zum einen genutzt, um die JVA in Stand zu halten, sie dienen zum anderen aber auch - wie Brandewiede betont – zur sinnvollen Beschäftigung, insbesondere der langjährig Inhaftierten.

Sünnenwold würde es deshalb begrüßen, wenn noch mehr Firmen aus Lübeck und der Region Aufträge und Dienstleistungen über die JVA Lübeck in Anspruch nehmen. Dies würde die Wirtschaftlichkeit dieser Einrichtungen erhöhen, die mittelbar wieder für eine verbesserte Betreuung im Hinblick auf die Rehabilitierung und Eingliederung nach Haftentlassung sorgen würde.

Die JVA Lübeck als Landeseinrichtung ist Arbeitgeber für rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der Personalratsvorsitzende der JVA Lübeck, Olaf Müller, der ebenfalls zugegen war, schilderte dem Stadtpräsidenten die personell sehr angespannte Situation der Beschäftigten, die aufgrund einer Vielzahl von Überstunden zusammen mit der speziellen psychischen Belastung zu äußerst schwierigen Arbeitsbedingungen führe.

Ein anschließender Rundgang durch die JVA mit weiteren Erläuterungen von Brandewiede und Müller sowie Gesprächen mit dem Vollzugspersonal und einzelnen Inhaftierten rundeten die Eindrücke des Stadtpräsidenten, der von seiner Referentin Susanne Kasimir begleitet wurde, ab.

Sünnenwold und Brandewiede sind sich einig: Sie wollen die JVA Lübeck „ins rechte Licht“ rücken. „Das, was hier geleistet wird, findet zu wenig Anerkennung“, so Sünnenwold, „in der Öffentlichkeit bestimmen Sensationsmeldungen negativer Art über den Strafvollzug die Schlagzeilen“. Um ein Zeichen zu setzen, wird Stadtpräsident Sünnenwold die Beschäftigten der JVA Lübeck in das Lübecker Rathaus einladen, um zusammen mit Politik, Justiz und Polizei den Dialog zu führen. +++