Viel Natur in Lübecks Gewerbegebieten - teils gefährdete Arten

Veröffentlicht am 25.08.2003

Viel Natur in Lübecks Gewerbegebieten - teils gefährdete Arten

Viel Natur in Lübecks Gewerbegebieten - teils gefährdete Arten

030596L 2003-08-25

Gewerbegebiete und Naturschutz müssen kein Widerspruch sein. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Bereichs Naturschutz der Hansestadt Lübeck, der sich exemplarisch das Gewerbegebiet Roggenhorst angesehen hatte. Bereichsleiter Frank-D. Lammert teilte jetzt mit: „Die stichprobenartige Kartierung von Straßenrand- und Abstandflächen des Gewerbegebietes hat unsere Erwartung bestätigt, daß Gewerbegebiete durchaus wertvolle Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten aufweisen können. Ein Nebeneinander von Wirtschaft und Natur wird eindrucksvoll bestätigt, wie beispielsweise im Gewerbegebiet Roggenhorst II”.

So wurde bei der Untersuchung im Gewerbegebiet eine Vielzahl von zum Teil sogar gefährdeten Tier- und Pflanzenarten festgestellt. Allerdings zeigte sich, daß der Naturschutzwert der Flächen stark von der Intensität der Nutzung und Pflege abhängt.

Nur wenn die Flächen nicht gedüngt und selten gemäht werden, können sie reich an Blüten und Wildkräutern, wie beispielsweise Skabiosen-Flockenblume oder Hornklee sein. Und nur dann finden Wildbienen wie die Erdhummel oder Schmetterlinge wie der Hauhechel-Bläuling dort ein gutes Nahrungsangebot. Außerdem ist es wichtig, daß Wildstaudenbestände auch im Winter stehen gelassen werden, da sie von Insekten als Überwinterungsraum benötigt werden. So dienen sie sowohl samenfressenden Vogelarten wie Hänfling, Girlitz und Distelfink als auch insektenfressenden Vögeln wie Blau- und Kohlmeisen als Nahrungsquelle.

Das Ergebnis der Erhebung ist daher, daß, wo immer vertretbar, Straßenrandstreifen nur einmal jährlich im September, und Vordergärten und Grünflächen höchstens zweimal jährlich gemäht werden sollten. Außerdem wird empfohlen, bei der Gestaltung der Firmenflächen nur einheimische Gehölze und Obstbäume zu verwenden. Damit fördern die Firmen sogar den Naturschutz, wie Lammert erklärt: „Da unserer Fauna an heimische Gehölzarten angepaßt ist, können exotische Baumarten in der Regel nur von wenigen Tieren genutzt werden. Sie haben deshalb zwar Bedeutung für das Landschafts- und Ortsbild, aber kaum Wert für den Artenschutz“.

Nicht zuletzt haben auch die hier lebenden, arbeitenden und einkaufenden Menschen einen Nutzen von den naturnahen Flächen in Gewerbegebieten. Lammert: „Wer gerne Wildblumen mag, Schmetterlinge beobachtet oder Vogel- und Heuschreckengesang hört, findet hier erholsame Oasen mitten im Gewerbegebiet. Wir wünschen uns, daß die Firmen die Chance nutzen, ihre Eingangbereiche durch solche naturnahe Gestaltung attraktiver und werbewirksamer zu machen!“ +++