Erzähl-Café in Kücknitz am heutigen Donnerstag eröffnet

Veröffentlicht am 08.05.2003

Erzähl-Café in Kücknitz am heutigen Donnerstag eröffnet

Erzähl-Café in Kücknitz am heutigen Donnerstag eröffnet

030348L 2003-05-08

Wie der Verein für Arbeits- und Beteiligungsprojekte (Ar-Bet e. V.) als Träger und das städtische Kinder- und Jugendzentrum Kücknitz (JUZE) als Partner heute mitgeteilt haben, ist ab sofort in der Solmitzstraße 26 (Eingang Straßenfeld), ein Erzähl-Café eröffnet worden, das jeweils donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet hat.

Das Erzähl - Cafe soll einen wichtigen Beitrag für mehr Menschlichkeit leisten, damit das friedliche Miteinander und Füreinander ein ganz selbstverständlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens wird. Der Kerngedanke des Projektes ist die Verbesserung der Kommunikationsstrukturen aller Mitbürger des Stadtteils Kücknitz der Hansestadt Lübeck. Ein besonderer Augenmerk gilt der Verbesserung des Verhältnisses zwischen den älteren und jüngeren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, also zwischen jung und alt.

Hintergrund

Die Überfälle auf Senioren im Frühjahr 2003 im Bereich Kücknitz haben das Vertrauen der älteren Menschen gegenüber anderen Mitbürgern, insbesondere jüngeren, tief erschüttert. Das Mißtrauen gegenüber Jugendlichen und jungen Menschen - in erster Linie nichtdeutscher Herkunft - ist trotz ungeklärter Täteridentifikation gewachsen.

Aufgrund verschiedener Sozialisationsprozesse und Biographien, unterschiedlicher geschichtlich und geographisch bedingter gesellschaftlicher Entwicklungen sowie voneinander abweichender Auffassungen von Erziehungsfragen haben sich die Lebensansichten von älteren und jüngeren Mitmenschen immer weiter voneinander entfernt. Die Auffassungen in Fragen von Ethik und Moral sowie die Vermittlung von Werten und Normen haben sich im Wandel der Zeit angesichts unserer multikulturellen Gesellschaft grundlegend verändert.

Die sich in immer stärkerem Maße gegenüberstehenden traditionellen und progressiven Sichtweisen von Lebensführung zwischen jung und alt erschweren die notwendige Kommunikation dieser beiden Bevölkerungsgruppen. Somit kommt es immer wieder bereits bei dem Versuch, miteinander ins Gespräch zu kommen, zu gravierenden Mißverständnissen, die auf mangelnder kultureller, religiöser und generationsbedingter Aufklärung basieren und daher Unverständnis und teilweise Abneigung der Lebensgewohnheiten und Interessen des Gegenübers bis hin zur Sprachlosigkeit zur Folge haben.

Dieser Entwicklung möchten der Verein Ar-Bet e. V. und das JUZE-Kücknitz Einhalt bieten und energisch entgegenwirken, indem sie das Erzähl - Cafe' ins Leben rufen. An diesem Ort soll die Kommunikation in erster Linie zwischen jung und alt wieder aufleben und verbessert werden. Gastgeber sind Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen von Ar-Bet sowie der Runde Tisch „Kinder und Jugend“ des JUZE-Kücknitz, das mit diesem Projekt auch die bereits bestehende Patenschaft zum Altenheim Solmitzstraße untermauern möchte.

Das Erzähl-Café will vielfältig mithelfen, zu einem besseren Miteinander zu finden. Gefördert werden sollen das zwanglose Kennenlernen durch gemeinsames Essen und Trinken, der Austausch über das Alltagserleben in Kücknitz, das Kennenlernen gegenseitiger Biographien und Interessen, das Erfahren von Lebensweisheiten und moderner Lebensansichten, das Austauschen gemeinsamer Kriegs- und Fluchterlebnisse, die Entwicklung von Bekanntschaften und Freundschaften, das Anbieten gegenseitiger Hilfestellungen (beispielsweise könnten Senioren bei der Schul- und Berufsorientierung helfen oder die Jugend beim Einkaufen und dem Vermitteln von PC-Kenntnissen).

Das Café soll zudem zu einem Ort werden, an dem junge Leute und ältere Mitbürger mehr über die kulturelle und religiöse Herkunft der anderen erfahren, sich über die Ursprünge und Bedeutung anderer Kulturen und Religionen unterhalten und somit das friedliche, nachbarschaftliche und interkulturelle Miteinander voranbringen.

Mit dem Kerngedanken des Projektes sollen alle Kücknitzer angesprochen werden: Junge und Alte, Behinderte und Nichtbehinderte, Deutsche und Mitbürger ausländischer Herkunft, Erwerbstätige und Arbeitslose, sozial Schwache und Wohlhabende, Männer und Frauen. Damit unterstützt das Projekt unter anderem das ehrenamtliche Engagement, dient einem gemeinwesenorientierten Bürgersinn und trägt zur Verbesserung des sozialen Klimas und der Wiederentdeckung der Zivilcourage bei. +++