Fährhaus Rothenhusen seit 30 Jahren in italienischer Hand

Veröffentlicht am 08.05.2003

Fährhaus Rothenhusen seit 30 Jahren in italienischer Hand

Fährhaus Rothenhusen seit 30 Jahren in italienischer Hand

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Die Hansestadt Lübeck freut sich am 15. Mai über ein seltenes Ereignis: An diesem Tag feiert die Gaststätte „Fährhaus Rothenhusen“ am Nordauslauf des Ratzeburger Sees die ununterbrochene 30jährige Bewirtschaftung durch das Ehepaar Piero und Gisela Basteri. Zu diesem seltenen Jubiläum in hansestädtischen Mauern reist die Stadtspitze mit Stadtpräsident Peter Sünnenwold, Bürgermeister Bernd Saxe sowie Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel an, um die Glückwünsche der Hansestadt an ihren beständigsten gastronomischen Immobilienpächter zu entrichten.

Das Fährhaus Rothenhusen geht zurück auf einen Blockhausbau des Rates der Freien und Hansestadt Lübeck, der vermutlich im Jahre 1595 auf Felssteinfundamenten und Pfählen am Rande des Ratzeburger Sees in der Wakenitz als überfallsichere Insel errichtet wurde. Seit 1668 sind als ständige Bewohner zwei „Wächter“ nachgewiesen, die den Eingang der Wakenitz gegen Schmuggler, Fischdiebe und unerlaubte Transporteure zu sichern hatten und nebenbei Fährmannsdienste verrichteten. Die Wakenitz, mit 14 Kilometern Länge der mutmaßlich kürzeste Fluß Deutschlands, ist noch heute komplett im Eigentum der Hansestadt Lübeck.

Seit Ende des 18. Jahrhunderts ist in Rothenhusen auch ein Ausschank nachgewiesen. „Den Genuss der Kruggerechtigkeit haben beyde Wächter zu Rothenhausen monatlich eins ums andere“, steht in einem Pachtvertrag von 1790, was bedeutet, daß beide Wächter eine Ausschankgenehmigung besaßen.

Die heutige Gaststätte „Fährhaus Rothenhusen“, malerisch gelegen wie keine zweite und demnächst auch im Genuß von Autobahnlärm (A 20), ist ein Kuriosum: Sie liegt zwar im Kreisgebiet des Herzogtums Lauenburg, ist jedoch eine Exklave der Hansestadt Lübeck. Die Spitzenvertreter Lübecks betreten bei der Feier am 15. Mai, 11 Uhr, zu der das Pächterehepaar Basteri eingeladen hat, somit unstrittig Lübschen Grund und Boden. Die stets an der Spitze der Wakenitzinsel wehende Lübsche Flagge mit Doppeladler wird an diesem Tag somit nicht nur den ständigen hansestädtischen Besitzanspruch signalisieren, sondern weithin von dem „Staatsbesuch“ der hohen Herrschaften aus Lübeck künden.

Vielen Lübeckern und auswärtigen Besuchern ist die traditionsreiche Gaststätte als Ausflugslokal ans Herz gewachsen. Sie wissen, daß dieses urige Restaurant mit sehr viel Herzblut bewirtschaftet wird. So kreiert hier der Chef oft selbst die kulinarischen Leckerbissen, mit denen er seine Gäste verwöhnt, während seine Frau für ein stilvolles Ambiente sorgt und bereits durch persönlichen Empfang auf dem Parkplatz, der mit der Gaststätte eine Betriebseinheit darstellt, die Gäste willkommen heißt.

Bisher ist es einzigartig, daß die Bewirtschaftung einer städtischen Gaststätte von einem Ehepaar einen Zeitraum von 30 Jahren erreicht. Seit 1973 ist das Ehepaar Basteri Mieter dieser städtischen Liegenschaft und hat sich in all den Jahren mit seinen Gästen, den Nachbarn und der Verwaltung gut verstanden. „Nur, wenn das Vertrauensverhältnis stimmt,“ sagt Piero Basteri, „kann eine gute Küche, ein guter Service und ein kleiner Bella-Italia-Effekt entstehen“ - und zwinkert dabei mit den Augen.

Wer Piero Basteri kennt, weiß, daß er tiefe Wurzeln in seinem Heimatland Italien hat und er dieses im täglichen Geschäft mit seinen Gästen liebevoll offenbart. Aus diesen Gründen ist es dem Ehepaar Basteri immer wieder gelungen, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen Gastronomie-Hort zu schaffen, der gern angelaufen wird, um in einer naturbelassenen Idylle die Seele baumeln zu lassen und sich von der „Basteri-Küche“ (Geheimtip: Zabaione à la Piero) verwöhnen zu lassen. +++