Stadtpräsident und Bürgermeister grüßen zum Jahreswechsel

Veröffentlicht am 17.12.2002

Stadtpräsident und Bürgermeister grüßen zum Jahreswechsel

Stadtpräsident und Bürgermeister grüßen zum Jahreswechsel

020975L 2002-12-17

Liebe Lübeckerinnen und Lübecker, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

für die Hansestadt Lübeck war das zu Ende gehende Jahr ein ereignisreiches Jahr. Ein Jahr, das uns trotz aller finanziellen Schwierigkeiten doch hoffnungsfroh in die Zukunft blicken läßt. Erst vor wenigen Tagen wurde das Richtfest für die neue Kunsthalle St. Annen gefeiert, deren Entstehung nicht zuletzt der großzügigen finanziellen Unterstützung durch die Possehl-Stiftung zu verdanken ist.

Auch die vielen anderen Bauvorhaben beweisen die zunehmende Attraktivität des Standorts Lübeck. Erinnert sei an die Linden-Arcaden am Bahnhof, die Ende November Richtfest feierten und den CITTI-Park, der Anfang Juni eröffnet wurde. Auch die beiden Schandflecke am Markt, die alte Post und das Stadthaus sind nach Jahren des Leerstands und des öffentlichen Ärgernisses endlich abgerissen worden. An dieser prominenten Stelle entsteht trotz der angespannten Lage des Einzelhandels unter anderem ein neues Kaufhaus, das den Markt wieder als Ort des Handels aufwertet. Zusammen mit dem geplanten Möbelhaus von Dodenhof im Süden der Stadt ist Lübeck dabei, seine Position als attraktives Oberzentrum der Region weiter auszubauen.

Mit der Eröffnung der Media Docks im April ist nicht nur ein innovatives Schlüsselprojekt für Lübecks Weg in das digitale Zeitalter in Betrieb genommen worden, sondern es ist auch ein Musterbeispiel für den Gemeinsinn und die Tatkraft in dieser Stadt, innerhalb von zwei Jahren in einer gemeinsamen Anstrengung von alteingesessenen Traditionsunternehmen, Stiftungen, Wirtschaftsverbänden und Hochschulen ein Stück Zukunft in Lübeck geschaffen zu haben.

Ein anderes Zukunftsprojekt nimmt immer weiter Gestalt an. Im Süden entsteht auf 230 Hektar ein komplett neuer Hochschulstadtteil, der Leben, Arbeiten, Forschen und Wohnen miteinander verknüpft. Die ersten Häuser stehen schon und mehr als die Hälfte aller Grundstücke für die Bebauung mit Einzel-, Reihen- oder Doppelhäusern sind bereits verkauft oder vorgemerkt. Kern des neuen Hochschulstadtteils ist der Wissenschafts- und Technologiepark. Auch hier beginnt die Zukunft mit dem Richtfest für das Multifunktionscenter, das die Heimat von jungen dynamischen Unternehmen aus dem Bereich der Biotechnologie und anderer wissensbasierender Technologien sein wird.

Die Straßeninfrastruktur wird derzeit kräftig verbessert: Der Herrentunnel, für den in diesem Jahr die eigentlichen Arbeiten begonnen haben, gräbt sich täglich weiter unter der Trave durch und wird uns zukünftig die heutigen langen Staus vor der Klappbrücke mit ihren Nachteilen für Wirtschaft und Bevölkerung vergessen lassen. Ebenfalls gestartet ist erst vor wenigen Wochen der Bau der Nordtangente, die nach ihrer Fertigstellung den Altstadtrand und etliche Wohngebiete vom Schwerlastverkehr entlasten wird und den Lübecker Häfen eine schnelle Anbindung an die Autobahn bringt. Die Ostseeautobahn A 20 wird zügig weitergebaut. Während in diesem Jahr bereits der erste Abschnitt von der A 1 auf Lübecker Gebiet in Betrieb genommen wurde, ist absehbar, daß der Verkehr ab Ende nächsten Jahres von Lübeck bis Stettin fließen kann. Ihre Fertigstellung wird insbesondere die Bewohner Schlutups von den heutigen Verkehrsströmen entlasten und die Gewerbegebiete Genin-Süd und den Flughafen an diese wichtige Magistrale anbinden.

Travemünde, Lübecks schönste Tochter, trägt seinen Teil zum Modernisierungsschub bei, den wir in Lübeck starten konnten. Mit dem noch laufenden Umbau des Casinos und des Kurhaushotels wurden Zeichen gesetzt, die dazu beitragen sollen, Travemünde wieder jenen Glanz zu verleihen, der Thomas Mann Jahr für Jahr an die Ostsee lockte. Dazu beitragen wird auch die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur im inneren Kurgebiet und die Planungen für eine neue Marina am Möwenstein und für ein Feriendorf auf dem Priwall. Lübeck und Travemünde stellen sich auch in sportlicher Hinsicht der Herausforderung. Gemeinsam mit den Lübecker Vereinen und Verbänden betreibt die Hansestadt eine vielbeachtete Kampagne zur Austragung der olympischen Segelwettbewerbe im Jahr 2012. Im April nächsten Jahres wird sich entscheiden, ob wir erfolgreich waren.

Große Anziehungskraft üben auch zwei neue Häuser im Kulturbereich aus: Das eine, das im Oktober neu eröffnete Günter Grass-Haus in der Glockengießerstraße 21, lockt bereits jetzt Kunst- und Literaturinteressierte aus der ganzen Welt an. Mit dem neuen Forum für Kunst und Literatur verfügt die Hansestadt Lübeck neben dem Buddenbrookhaus, das seit seiner Neugestaltung im Vorjahr ebenfalls Besucherrekorde vermeldet, über zwei Stätten, die sich der Erforschung und Dokumentation des Wirkens zweier Nobelpreisträger widmen. Für den dritten Lübecker Nobelpreisträger, Alt-Bundeskanzler Willy Brandt, ist in der Königstraße 21 eine Forschungs- und Ausstellungsstätte geplant. Ab 2004/2005 soll das Haus seine Türen öffnen.

Trotz dieser beachtlichen Erfolge erfüllt uns die angespannte Haushaltssituation nach wie vor mit großer Sorge: Nach dem ersten großen Einbruch beim Steueraufkommen im Oktober 2000 ist es im zu Ende gehenden Jahr erneut zu dramatischen Verlusten auf der Einnahmenseite gekommen. Das Defizit des Haushaltes 2003 wird folglich mehr als doppelt so hoch sein, wie das höchste Defizit in der Geschichte unserer Stadt: Ca. 55 Mio. Euro. Wir haben in den vergangenen Jahren große Anstrengungen zur Haushaltskonsolidierung unternommen, dennoch sind wir noch lange nicht über den Berg. Die Handlungsfähigkeit der Hansestadt wird also weiterhin stark eingeschränkt sein. Zur Haushaltskonsolidierung gibt es deshalb keine Alternative, wenn wir künftigen Generationen nicht ihre Zukunft rauben wollen. Wir stehen gegenüber den künftigen Generationen in der Verantwortung, gemeinsam alle Anstrengungen fortzusetzen, den Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. Denn nur so hat Lübeck eine Zukunft.

Vor diesem Hintergrund ist ausdrücklich die Geschlossenheit der Bürgerschaft zu begrüßen bei der Suche nach einem strategischen Partner für die Stadtwerke-Töchter Energie und Wasser Lübeck GmbH und Stadtverkehr Lübeck GmbH. Mit der Schleswag im Energie- und Wasserbereich als auch mit der Hochbahn beim Stadtverkehr wurden zwei verläßliche und aus der Region stammende Partner ausgewählt, die dazu beitragen können, daß auch weiterhin die Stadtwerke ein ortsansässiges Unternehmen bleibt, das Arbeitsplätze sichert und schafft und das die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt mit Energie, Wärme, Wasser und mit einem gut ausgebauten ÖPNV versorgt.

Ein großer Wermutstropfen in diesem Jahr war aber auch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei der Lübecker Traditionswerft Flender. Wir können nur zuversichtlich in die Zukunft schauen und hoffen, daß es dort weitergeht. In diesen schweren Stunden stehen wir den Beschäftigten und ihren Familien bei. Vor diesem Hintergrund und angesichts der zu hohen Arbeitslosigkeit bleibt es auch im kommenden Jahr unsere größte Aufgabe, Bedingungen zu schaffen für die Sicherung und die Schaffung von neuer Arbeit.

Insgesamt gesehen hat die Hansestadt im abgelaufenen Jahr viel erreicht, auf das wir zu Recht stolz sein können. Angesichts der vor uns liegenden Aufgaben wollen wir Sie dazu aufrufen, gemeinsam mit uns in unserem Streben zum Wohle der Hansestadt Lübeck nicht nachzulassen.

Unser Dank zum Jahreswechsel gilt insbesondere allen Bürgerinnen und Bürgern, die ehrenamtlich tätig sind. Sie tragen dazu bei, daß die Hansestadt eine lebendige, weltoffene und sozial gerechte Stadt bleibt, in der sich die Menschen wohlfühlen.

Unsere Gedanken zum Jahreswechsel sollten aber auch bei den Menschen in unserer Gesellschaft sein, die unsere Hilfe und unseren Schutz brauchen. Es ist auch für die Zukunft unsere Pflicht, diese Menschen nicht auszugrenzen und sich selbst zu überlassen, sondern in die Mitte unserer Gesellschaft zu nehmen.

Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Peter Oertling Bernd Saxe

Stadtpräsident Bürgermeister

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