1. Spatenstich für die Nordtangente in Lübeck

Veröffentlicht am 11.11.2002

1. Spatenstich für die Nordtangente in Lübeck

1. Spatenstich für die Nordtangente in Lübeck

020849R 2002-11-11

Am heutigen 11. November haben Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dr. Bernd Rohwer und Bausenator Dr. Volker Zahn gemeinsam den ersten Spatenstich für die Nordtangente gesetzt. Nachdem der Grunderwerb, die Flächenräumungen und die vorbereitenden Baumaßnahmen weitgehend abgeschlossen sind, bildet der erste Spatenstich in der Neuen Hafenstraße den offiziellen Startschuß für den Bau der Nordtangente. Für die Realisierung wurde die Nordtangente in die drei großen Abschnitte Einsiedelstraße - Nordtangentenbrücke - Neue Hafenstraße geteilt.

Begonnen wird in der Neuen Hafenstraße. Der Baustellenbereich erstreckt sich von der Einmündung der Konstinstraße in die Neue Hafenstraße rund 400 Meter Richtung Norden und umfaßt in der Breite neben der Neuen Hafenstraße Teile der östlich angrenzenden Grundstücke und große Teile des Konstinkais bis einschließlich des Brückenwiderlagers. Das ist eine Fläche von rund 16 000 Quadratmetern. Vor dem Brückenwiderlager muß eine bis zu sechs Meter hohe Auffahrtsrampe angeschüttet werden. Da der Untergrund in diesem Bereich aus etwa fünf Metern locker gelagerten Auffüllungen besteht, der bis in eine Tiefe von 15 Metern von weichen Mudden und Torfen unterlagert wird, würden unter der Auflast des Dammes starke Setzungen auftreten. Diese Verformungen würden an der neuen Straße und den neuen Leitungen zu Schäden führen. Um diese zu vermeiden, wird eine Baugrundverbesserung mittels Rüttelstopfsäulen durchgeführt, die in einem komplizierten Bauablaufplan eng mit den in Folge der Nordtangente notwendigen Verlegungen der Ver- und Entsorgungsleitungen der Entsorgungsbetriebe Lübeck und der Energie und Wasser Lübeck GmbH verzahnt ist.

Bei diesem Verfahren der Baugrundverbesserung wird mit einem speziell entwickelten Tiefenrüttler Kiessand in den Untergrund “gestopft”. Der Tiefenrüttler besteht aus einem zylindrischen Körper mit einem Durchmesser von etwa 40 Zentimetern, in dem durch eine Unwucht Schwingungen erzeugt werden. Dieser Rüttler wird von einer Aktivierungsraupe mit Vibrationsunterstützung in den Untergrund gedrückt. Hat er die vorgesehene Tiefe von 13 bis 15 Metern erreicht, tritt beim Ziehen des Rüttlers Kiessand an der Spitze aus, der beim Wiederversenken seitlich in den Boden verdrängt wird. Durch mehrmaliges Wiederholen des Versenkens und Ziehens entsteht im Untergrund eine hochgradig verdichtete Kiessäule, die im Baugrund eingespannt ist. Es werden also zusätzlich mineralische Stoffe in den Untergrund “gestopft”. Im Verbund der Kiesstopfsäulen mit dem verdichteten Baugrund können die später aufgebrachten Lasten ohne größere Verformungen in den Untergrund eingetragen werden.

Baugrundverbesserung und Leitungsverlegungen einschließlich des Herstellens einer Umfahrung des zukünftigen Baustellenbereiches der Nordtangentenbrücke werden Ende 2003 abgeschlossen sein. Die Baugrundverbesserung auf der Fläche des zukünftigen Brückenwiderlagers ist Voraussetzung für den Bau der Nordtangentenbrücke.

Der an den Teilabschnitt Neue Hafenstraße anschließende Mischwasserkanal der Entsorgungsbetriebe Lübeck muß dringend erneuert werden. Der Neubau des Kanals bis zum Pumpwerk durch die Entsorgungsbetriebe im Anschluß an den Leitungsneubau in Folge der Nordtangente wurde mit den Baumaßnahmen der Nordtangente in der Neuen Hafenstraße gekoppelt und wird in einem Zug durchgeführt.

Der Hafenverkehr entlang des Konstinkais wird während des Baus der Nordtangentenbrücke zwischen Brückenwiderlager und der Neuen Hafenstraße geführt, also im Bereich des zukünftigen Straßendammes, so daß Dammschüttung und Straßenbau erst gegen Ende des Baues der Nordtangentenbrücke, wenn der Hafenverkehr unter der fertig gestellten Brücke an der Kaikante geführt werden kann, erfolgen können. Dies wird voraussichtlich zur Jahreswende 2004 der Fall sein.

Die Straßen- und Leitungsplanungen wurden vom Ingenieurbüro Masuch und Olbrisch aus Oststeinbek durchgeführt. Mit den Baugrunduntersuchungen und der Planung für die Baugrundverbesserung war das Erd- und Grundbauinstitut in Hamburg beauftragt. Die Altlastenuntersuchungen nahm das Hanseatische Umwelt-Kontor, Lübeck, vor. Die Lübecker Landschaftsarchitekten Trüper, Gondesen, Partner zeichnen für die landschaftspflegerische Begleitplanung der Nordtangente verantwortlich. Mit der Bauausführung wurde die Bietergemeinschaft Bergemann-Gräper, Lübeck, Keller Grundbau, Fallingbostel, beauftragt.

Der Gesamtinvestitionsbedarf für die Nordtangente liegt bei rund 72 Millonen Euro. Das Land Schleswig-Holstein beteiligt sich mit einer sehr großzügigen Unterstützung an der Finanzierung. Das Land Schleswig-Holstein hat die Höchstförderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz / Finanzausgleichsgesetz zugesagt, die bei rund 48 Millonen Euro für die Gesamtmaßnahme liegt.

Für den Teilabschnitt Neue Hafenstraße liegen die Baukosten bei rund 12 Millonen Euro. Auf Vermittlung des Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein konnte über das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen bei der Europäischen Kommission eine Förderung aus Mitteln des Transeuropäischen Verkehrsnetzes für den Teilabschnitt Neue Hafenstraße erreicht werden. Insgesamt gewährte die Kommission mit ihrer Entscheidung aus dem Dezember 2001 für zehn deutsche Projekte rund 25 Millonen Euro. Für die Neue Hafenstraße wird die Höchstförderung von zehn Prozent, das sind hier 1,2 Millonen Euro, gewährt. Nach der Entscheidung der Kommission legte das Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein fest, daß der EU-Gemeinschaftszuschuß ausschließlich dem Eigenanteil der Hansestadt Lübeck zugute kommt, also keinen Einfluß auf die Förderung seitens des Landes hat.

Zur Entlastung des kommunalen Finanzanteiles bewilligte das Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein für das Jahr 2001 als Projektförderung für den Bau der Nordtangente eine Sonderbedarfszuweisung in Höhe von rund 1,9 Millonen Euro. +++