Lübeck bietet beste Voraussetzungen für neues BMW-Werk

Veröffentlicht am 04.12.2000

Lübeck bietet beste Voraussetzungen für neues BMW-Werk

Lübeck bietet beste Voraussetzungen für neues BMW-Werk

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Die BMW AG sucht europaweit als Ersatz für einen bestehenden Standort einen neuen Produktionsstandort, in dem ab 2004 der neue 2er BMW produziert werden soll. Lübeck ist mit im Rennen und bietet nach Auffassung von Bürgermeister Bernd Saxe “beste Voraussetzungen für die Ansiedlung: Sowohl die harten als auch die weichen Standortfaktoren sind überzeugend und dürften bei den BMW-Managern Eindruck machen.”

Im Rahmen einer Pressepräsentation stellten Lübecks Bürgermeister Saxe, Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel, Dirk Gerdes, Geschäftsführer der zuständigen Wirtschaftsförderung Lübeck GmbH, und dessen Kollege, Projektleiter Björn Jacobsen, am Montag, 4. Dezember, die Antworten Lübecks auf den umfangreichen Anforderungskatalog der BMW AG vor.

Nach Ansicht des Wirtschaftssenators kann die Hansestadt mit Big-Points im Ringen der rund 50 Wettbewerber im In- und Ausland aufwarten, damit die “Freude am Fahren” in naher Zukunft am Technologiestandort Lübeck produziert werden kann. Denn Lübeck kann - wie von BMW gefordert - in seiner Bewerbung gleich zwei große zusammenhängende Flächen von jeweils rund 250 Hektar Größe anbieten: Standort 1 liegt in der Nähe des Skandinavienkais und Standort 2 im Süden Lübecks.

Laut des für das Bewerbungsverfahren zuständigen Projektleiters Jacobsen ist die logistische Vernetzung eine der Grundvoraussetzungen für den modernen Automobilbau. Jacobsen: “Vermutlich einzigartig ist deshalb hier die exzellente Verkehrsanbindung Lübecks mit See- und Binnenhafen, dem Flughafen Blankensee, dem Gleisnetz der DB AG und den Autobahnen A1/A226 und zukünftig der Ostseeautobahn A 20, die den Standort Lübeck letztlich mit dem Großraum Berlin und der westlichen Landesgrenze Polens verbindet.”

Die Verkehrsanbindungen sind seiner Ansicht nach für BMW ein wichtiger Entscheidungsfaktor. So werden bereits jetzt Kabelbäume in Litauen gefertigt oder Sicherheitsgurtsysteme in Estland. Die Autoverladung wäre problemlos über den Skandinavienkai möglich. Für die Binnenanlieferung steht darüber hinaus der Elbe-Lübeck-Kanal zur Verfügung.

Die sonstigen Infrastruktur-Voraussetzungen für ein Automobilwerk erfüllt nach Angaben der Wirtschaftsförderung die Hansestadt bereits jetzt: Das betrifft sowohl den enormen Gasbedarf von 6600 Kubikmeter pro Stunde (m3/h), den Strombedarf von 10 KV/40 MW und die Entsorgung von stündlich 250 Kubikmeter vorgeklärten Abwässern. “Zum Vergleich: Der Gasverbrauch entspricht in etwa dem Jahresverbrauch von 29 000 Vier-Personen-Haushalten, der Stromverbrauch dem von 96 000 und die Abwassermenge dem von rund 17 500 Vier-Personen-Haushalten,” so Dirk Gerdes von der Wirtschaftsförderung.

Doch diese harten Standortfaktoren sind laut Anforderungsprofil nur ein Baustein bei der Entscheidung des Automobilkonzerns. Mehr denn je kommt es auf gut qualifizierte Männer und Frauen an. Dieses Potential hat Lübeck. Der Arbeitskräftebedarf von BMW liegt bei mindestens 2500 Beschäftigten in der Anfangsphase. In der Endausbaustufe dürfte die Beschäftigtenzahl inklusive der Zulieferer nach Schätzungen des Wirtschaftssenators auf 10 000 steigen. Die Hansestadt und die Region haben derzeit ein Arbeitskräftepotential von 2000 in Metallberufen ausgebildeten Personen, 500 Malern und Lackierern, 700 Warenpackern, 100 Maschinenführern, 2500 in Verwaltungsberufen ausgebildeten Männern und Frauen, sowie 300 Ingenieuren und 200 Technikern.

Darüber hinaus sind bereits jetzt vier Hochschulen am Standort, von denen zwei für die Automobilproduktion relevante Berufsfelder abdecken: Informatik, Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau. Außerdem kann Lübeck eine virtuelle Fachhochschule ins Feld führen und demnächst die International School of Digital Media, die die notwendigen Weiterbildungen anbieten kann.

“Da heutzutage kein High-Potential an einen Ort geht, wo die Lebensqualität nicht stimmt,” kann Lübeck nach Ansicht der Präsentatoren bei BMW auch in diesem Bereich punkten: Die Stadt der Backsteingotik bietet neben einem umfassenden Schulangebot die ganze Bandbreite, von einem vielfältigen Kultur- und Freizeitangebot bis hin zu Naherholung mit der Ostsee vor der “Werks”-Tür.

Nicht zu unterschätzen ist die Nähe zu Hamburg als Metropolregion, der auch Lübeck angehört mit ihrem zusätzlichen Arbeitskräfte- und Wissenschafts-Know-how. Mit seiner aufgeschlossenen Verwaltung und innovativen Wirtschaftsförderung bietet Lübeck die notwendigen Voraussetzungen, ein Projekt dieser Dimension kurzfristig zu realisieren. Im Juni gab es eine Anfrage der Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein, ob Lübeck sich so eine Ansiedlung unter restriktiven Zeitvorgaben zutraue. “Angesichts der landesweit höchsten Arbeitslosigkeit haben wir keine Sekunde gezögert, diese Herausforderung anzunehmen,” so Saxe. Innerhalb von zwei Wochen wurden in Zusammenarbeit von Stadtplanung, Wirtschaftsförderung, dem Bereich Umwelt und der Lübecker Hafen Gesellschaft (LHG) die detaillierten Bewerbungsunterlagen zusammengestellt. Wirtschaftssenator Halbedel: “Das Zusammenspiel klappte hier vorbildlich. Für sich schon eine Werbung für den Standort.”

Die Entscheidung über den Bau des Werkes fällt voraussichtlich im Juli 2001. Baubeginn ist für Juli 2002 vorgesehen, damit dann ab Sommer 2004 die Produktion anlaufen kann.

“Lübeck hat seine Hausaufgaben gemacht. Jetzt heißt es Daumen drücken,” so Saxe und Halbedel. +++