Innovative Konzepte für benachteiligte Jugendliche

Veröffentlicht am 27.06.2000

Innovative Konzepte für benachteiligte Jugendliche

Innovative Konzepte für benachteiligte Jugendliche

000526L 2000-06-27

Die Ausbildungschancen benachteiligter Jugendlicher durch Kooperation zu erhöhen und dabei Erkenntnisse der Modellversuchsreihe INKA zu nutzen - so charakterisierte Nader Djafari, Leiter des Instituts für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (INBAS), die Zielsetzung der landesweiten Fachkonferenz, die das Institut vor rund einer Woche im Bürgerhaus Vorwerk-Falkenfeld in Lübeck gemeinsam mit dem BALI (Berufsvorbereitungs- und Ausbildungszentrum Lübeck Innenstadt, JAW) durchführte.

Die Abkürzung INKA steht für “Innovative Konzepte in der Ausbildungsvorbereitung benachteiligter Jugendlicher”. Es ist eine Initiative, die seit September 1999 durch die Bundesanstalt für Arbeit und das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Das Projekt setzt sich mit einer der zentralen Herausforderungen unseres Bildungssystems auseinander: Mit der Frage, wie auch jungen Menschen mit Lern- und Leistungsschwächen und mit schlechten sozialen Startbedingungen der Weg in Ausbildung geöffnet werden kann. Für diese Jugendlichen sind im Lauf der 90er Jahre bekanntlich bundesweit die Chancen gesunken, nach der Schulentlassung direkt in eine betriebliche Ausbildung oder auch in Arbeit einzumünden. Statt dessen ist ihre Zahl in den sogenannten berufs- beziehungsweise ausbildungsvorbereitenden Maßnahmen, das heißt Maßnahmen zwischen Schule und Ausbildung, kontinuierlich gestiegen.

Von der Qualität dieser Maßnahmen hängt es entscheidend (mit) ab, welche Anschlußperspektiven die betroffenen Jugendlichen entwickeln können. Ob sie in “Warteschleifen” verbleiben oder ob sich in der “Zeit des Übergangs” durch Ermutigung und Qualifizierung ihre Integrationschancen verbessern. INKA setzt deshalb auf zwei Ebenen an.

In allen Bundesländern werden Bildungsträger der Bundesanstalt für Arbeit (in 19 Modellversuchen) von INBAS dabei unterstützt, ihre Praxis zu qualifizieren und neue pädagogische Konzepte der Ausbildungsvorbereitung umzusetzen. In Schleswig-Holstein wurde BALI für die Teilnahme an der Modellversuchsreihe ausgewählt.

Gleichzeitig ist beabsichtigt, den Platz der Ausbildungsvorbereitung im Rahmen des deutschen Berufsbildungssystems zu präzisieren und die Brückenfunktion von Maßnahmen zwischen Schulsystem und beruflicher Bildung durch institutionelle Kooperation zu stärken. Ein wichtiges Instrument hierzu sind Fachkonferenzen, die im Rahmen des Projekts in allen Bundesländern durchgeführt werden.

Auf beiden Ebenen werden Fragestellungen, Themen und Empfehlungen zur Förderung benachteiligter Jugendlicher und junger Erwachsener einbezogen, die die Arbeitsgruppe Aus- und Weiterbildung im “Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit” im Jahr 1999 diskutiert beziehungsweise beschlossen hat. So heißt es in den Leitlinien vom Mai 1999, die besondere Förderung benachteiligter Jugendlicher in der kritischen Phase des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung sei als Daueraufgabe anzusehen, für die ein Standardangebot von qualitativ hochwertigen und flexibel einsetzbaren Maßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit, der Kommunen und der Länder flächendeckend zur Verfügung stehen müsse. Kooperative Förderung und abgestimmter Ressourceneinsatz sollten “Förderkonzepte aus einem Guß” möglich machen.

Die Notwendigkeit zur Kooperation im Übergang Schule-Beruf ist ein ”alter Hut” - und gleichzeitig ein Thema von unverminderter Aktualität, wie die Lübecker Konferenz zeigte. Rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen Ressorts und Bereichen, die für einen gelingenden Übergang Schule-Beruf verantwortlich sind, nutzten sie als Diskussionsforum: zur Darstellung von Problemen und bestehendem Handlungsbedarf genauso wie zur Präsentation erfolgreicher Förderstrategien.

Am Vormittag der Fachkonferenz stellte Ursula Redecker, Leiterin des Bereichs Jugendarbeit der Hansestadt Lübeck, die vielfältigen Bemühungen Lübecks zur Entwicklung lokaler Förder- und Kooperationsstrategien vor. Gabriele Schünemann, Mitarbeiterin der INBAS GmbH, präsentierte die bisherigen Ergebnisse der Modellversuchsreihe INKA und wies auf notwendige Schritte für die Weiterentwicklung berufsvorbereitender Bildungsmaßnahmen hin. Den Abschluß des Vormittags bildete das Referat von Klaus Rönnefahrt, Abteilungsleiter Berufsberatung im Landesarbeitsamt Nord, der die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich Kooperation und Verzahnung unterschiedlicher Akteure und Mittelgeber im Lande darstellte. Am Nachmittag konnten die TagungsteilnehmerInnen in thematischen Arbeitsgruppen in einen fachlichen Austausch treten und die am Vormittag gewonnenen Informationen vertiefen. Die Konferenz endete mit einer Abschlußdiskussion, in der alle Beteiligten ihre Eindrücke, Erfahrungen und Wünsche an die weitere Entwicklung in diesem Felde darlegen und zur Diskussion stellen konnten. Erfreulich war insbesondere die Tatsache, daß eine Reihe der KonferenzteilnehmerInnen Vereinbarungen für weiterführende Gespräche und Aktivitäten treffen konnten.

Als Mut machendes Beispiel sei abschließend kurz der INKA-Modellversuch von BALI, JAW beschrieben. BALI / JAW kooperiert eng mit regionalen Betrieben und Schulen und ist bemüht, diese vielfältigen Kooperationen zu tragfähigen Netzwerken zu verbinden.

So wird beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Berend-Schröder-Schule, einer allgemeinbildenden Schule, in den beiden letzten Schuljahren ein gemeinsames Angebot zur beruflichen Orientierung durchgeführt. Die Angebote werden sowohl in den Räumen der Schule als auch in den Räumen des Trägers durchgeführt. Nach Aussage der stellver-tretenden Schulleiterin, Helga Hinze-Krumnow, sei insbesondere bei den von BALI durchgeführten Projekten die Motivation der Schüler deutlich höher als beim üblichen Unterricht in der Schule. Ziel der Zusammenarbeit ist es, daß die SchülerInnen klare Vorstellungen von Berufs- und Arbeitswelt entwickeln und ihre eigenen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten besser kennen lernen. So können sie ihre Berufwahl-entscheidung bewußter treffen und Ausbildungsabbrüche können vermieden werden. +++