Veröffentlicht am 20.03.1998

Burghard Pieske auf den Spuren des Bounty-Kapitäns

Burghard Pieske auf den Spuren des Bounty-Kapitäns

Bürgermeister Michael Bouteiller verabschiedet den Lübecker Weltumsegler und Abenteurer im Rathaus / 4000 Seemeilen lange Expeditionsreise in einer "Nußschale" durch die Südsee / Grußgeschenk für den König von Tonga

Mit einem zweiarmigen Messingleuchter mit dem Lübecker Doppeladler als Geschenk und Gruß an Taufa'ahau Tupou IV., den König von Tonga, hat Bürgermeister Michael Bouteiller am Freitag, 20. März, den Lübecker Weltumsegler Burghard Pieske verabschiedet. Pieske wird mit einer nachgebauten Schaluppe auf den Spuren der berühmtesten Meuterei der christlichen Seefahrt wandeln - der Meuterei auf der "Bounty".

Pieske segelt die Route von Kapitän William Bligh nach, der vor 209 Jahren von der südseeverliebten Mannschaft in einem Rettungsboot ausgesetzt worden war und allen seemännischen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz zusammen mit 18 Getreuen 4000 Seemeilen durch gefährliche Gewässer bewältigte. Dieser Husarenritt im Jahre 1789 - dem Jahr der Französischen Revolution - ging in die Seefahrtsgeschichte ein und führte Bligh und seine Mannen vom Inselreich Tonga vorbei an den Fidschi-Inseln, über die Salomonen durch das Korallenmeer nach Nordaustralien durch die Arufasee nach Timor und weiter über Lambok, Bali, zum Ziel nach Batavia, dem heutigen Djakarta auf dem indonesischen Java. "Eine unglaubliche seemännische Leistung", wie Pieske findet. Bligh hatte sich dorthin gerettet, um von der holländischen Niederlassung aus so rasch wie möglich nach England zurückkehren und die Verfolgung der Meuterer organisieren zu können.

Pieskes Boot, mit dem Namen "Bounty-Bay - Lübeck" ist ein originalgetreuer Nachbau der sieben Meter langen Bounty-Schaluppe - allerdings ausgerüstet mit moderner Navigations-, Sicherheits- und Kommunikationstechnik. Es ist bereits in einem Container der chinesischen Reederei Cosco Germany, Hamburg, unterwegs nach Tonga, wo das Alleinsegel-Abenteuer des wagemutigen Lübeckers beginnen wird. "Wir wünschen Ihnen alles Gute", sagte Bürgermeister Bouteiller bei der Verabschiedung. "Und daß Sie wieder wohlbehalten aus der Südsee in unsere schöne Hansestadt zurückkehren werden!"

Zur Person: Burghard Pieske, 54, ist der Sohn des ehemaligen Lübecker Bürgerschaftsmitglieds Gerhard Pieske, 85. Er gehört zur "Crême der internationalen Abenteurerszene", wie eine Zeitung schrieb. Er wurde bekannt durch seine zehnjährige Weltumsegelung zusammen mit Partnerin Helga auf dem Katamaran "Shangri La" zwischen 1977 und 1987, die er in zahlreichen Buchveröffentlichungen publizierte. Noch spektakulärer war seine Expedition "Wiking Saga", die ihn mit einem in Deutschland original in Eiche nachgebauten Wikingerschiff von Island über Grönland und Neufundland bis nach New York führte. Für diese Reise, mit der er die Besiedlung Nordamerikas durch die Wikinger belegen konnte, erhielt er zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Pieske ist zudem Träger des Trans-Ozean-Preises für die erste Ost-West-Umrundung des Kap Hoorns.

Mit der jetzt bevorstehenden Expedition will Pieske versuchen, das Bild des Bounty Kapitäns William Bligh wieder gerade zu rücken. "Was er geleistet hat, als er dieses winzige Rettungsboot mit insgesamt 19 Mann über eine Strecke von 4000 Seemeilen segelte, ist eine der größten seefahrerischen Leistungen, die es je gegeben hat", meint er.

Im Anschluß an die Verabschiedung im Lübecker Rathaus gab es für ihn und seine Familie, Ehefrau Silke, Mutter Christa und Vater Gerhard, sowie Cosco-Chef Yang Xiao eine exklusive Führung durch das historische Rathaus. Als Fremdenführer fungierte dabei Bürgermeister Michael Bouteiller. +++