Veröffentlicht am 31.05.2023

„Naturschutz2go“ – Wildblumensamenspender für die Essbare Stadt Lübeck

Stadt sucht weitere Standorte – Bürger:innen können Vorschläge einbringen

Die Initiatoren Oliver Kowalski und Cousin Jens Thiel brachten die Idee der Wildblumensamenspender von Jonte Mai nach Lübeck.

Jeder Quadratmeter mit regionalen Wildblumen zählt, um Bienen und wildlebenden Insekten mehr Lebensraum zu geben. Deswegen unterstützen der Bereich Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz, der Bereich Stadtgrün und Verkehr, mehrere Kleingartenvereine und das Museum für Natur- und Umwelt die Idee des heute 15jährigen Schülers Jonte Mai aus Bremen, zu diesem Zweck umgebaute Kaugummiautomaten als „Samenspender“ an prominenten, gut zugänglichen Stellen der eigenen Stadt aufzustellen.

„Für einen Euro kann sich jetzt jeder einen Samenmix aus zertifizierten regionalen Wildblumen aus dem Automaten ziehen, eine Anleitung zum Ausbringen der Mischung liegt bei“, erläutert Oliver Kowalski, der zusammen mit seinem umweltaktiven Cousin Jens Thiel diese Upcycling-Idee nach Lübeck gebracht hat. Dem beharrlichen Einsatz der beiden Initiatoren ist es zu verdanken, dass in Lübeck bereits zwei Automaten aufgebaut sind: Am Haupteingang des Verwaltungszentrums Mühlentor und am Vereinsheim des KGV Mühlentor e.V. in der Dorfstraße. In Kürze werden drei weitere Standorte folgen: Am Museum für Natur und Umwelt, im Eingangsbereich des Kleingartenvereins Lachswehr e.V. und beim Rewe Markt Krummeck.

Ingrid Bauer vom Bereich Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz, die mit dem Projekt „Essbare Stadt“ Initiativen unterstützt, die mehr Artenvielfalt, Biodiversität und damit auch Lebenswert in die Lübecker Stadtnatur bringen, freut sich: „Die Kapseln im Wildblumenautomaten enthalten Samen einer zertifizierten regionalen Mischung der Herkunftsregion 3 aus Nordostdeutschland mit beliebten mehrjährigen Blütenpflanzen wie Margerite, Hornklee, Wiesenwitwenblume und Skabiosenflockenblume. Von diesen Arten profitieren unsere heimischen Insektenarten nicht nur eine Saison, sondern mehrere Jahre.“ Sie empfiehlt eine gute Vorbereitung des Saatbeetes, das eher mageren, offenen Boden aufweisen sollte. Um Müll zu vermeiden, sollten die Samenkapseln nach Gebrauch wieder zu den Automaten zurückgebracht werden, wo sie von den Initiatoren wieder neu befüllt und zugunsten weiterer Nutzer:innen in den Kreislauf gebracht werden.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen seit Jahren, dass auf Wiesen, in Wäldern und in unseren Gärten immer weniger Insekten unterwegs sind. 42 Prozent der Insekten gelten als bestandsgefährdet, extrem selten oder bereits ausgestorben. Auch das Bundesumweltministerium ist alarmiert und hat daher 2019 den Aktionsplan Insektenschutz auf den Weg gebracht. Die Stadtnatur als Lebensraum für seltene und bedrohte Arten gewinnt zunehmend an Bedeutung, zumal Pestizidverzicht und die Umstellung auf den deutlich insektenschonenderen Bioanbau in der freien Landschaft nur langsam voranschreiten. Die Lübecker Aktionspläne „Bienenschutz“ und „Pestizidfreie Kommune“ existieren seit 2017.  Alle, die auf dem eigenen Balkon oder in ihrem Garten Blütenpflanzen regionaler Herkunft säen und bienenfreundlich gärtnern, tragen aktiv zum Artenschutz und zur Biologischen Vielfalt bei.

Die Stadt sucht daher weitere Standorte für die Wildblumensamenspender, für die der Erfinder Jonte Mai zahlreiche Umweltpreise abgeräumt hat, z.B. den BundesUmweltWettbewerb 2021, BeebetterAward 2020 und den KIKA-Award 2021. Wer mit Hilfe von Kanthölzern, Schrauben und Lack selber Automaten umbauen möchte, kann sich auf Youtube eine Bauanleitung von Jonte Mai herunterladen und aktiv werden. Ansprechpartner für neue Automatenstandorte in Lübeck ist Oliver Kowalski unter der E-Mail luebeck@naturschutz2go.de.

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