Es liegt ein Bürgerschaftsauftrag von CDU + SPD: AT – Haushaltsbegleitbeschluss Haushalt 2021 - zum Quartiersprojekt BrolingPlatz vor (VO/2020/09154-02-01):
Die AWO erhält für das Quartiermanagement Brolingplatz einmalig einen Betrag in Höhe von bis zu 25 TE. In 2021 ist ein langfristig tragfähiges Konzept unter Beteiligung Dritter zu erstellen.
Der fünfjährige Projektzeitraum des Quartiersprojektes Brolingplatz endete im Jahr 2020. Eine weitere Finanzierung des Projektes für das Jahr 2021 erfolgte durch Beschluss der Lübecker Bürgerschaft am 24.09.2020.
Der AWO Kreisverband Lübeck e.V. hat über einen Zeitraum von 6 Jahren in Kooperation mit der Bürgerinitiative Brolingplatz unter Einbeziehung anderer Träger im Stadtteil das Quartiersprojekt BrolingPlatz aufgebaut und umgesetzt. Es ist der AWO dabei gelungen, ehrenamtliches Engagement und Kompetenz aus dem Quartier in großem Umfang in die Arbeit einzubinden. Auch die Möglichkeit der Mitnutzung des Quartiershäuschens ist Ergebnis des kontinuierlichen kooperativen Wirkens der AWO in den zurückliegenden Jahren. Auf dieser Vertrauensbasis ist nun eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der Quartiersarbeit durch die AWO sinnvoll und möglich.
Das Quartiersprojekt BrolingPlatz wurde vom Beginn an eng vom Bereich Soziale Sicherung begleitet. Das Projekt setzt wesentliche Aspekte und Gedanken des Gesamtkonzeptes Leben und Wohnen im Alter um, das 2007 im Auftrag der Lübecker Bürgerschaft erstellt wurde und seitdem prozesshaft in Kooperation mit verschiedenen Trägern umgesetzt wird. Der AWO Kreisverband Lübeck e.V. war und ist bei der Erstellung und Umsetzung des Gesamtkonzeptes eine treibende innovative Kraft und ein verlässlicher Partner.
Das Projekt BrolingPlatz hat einen sehr engen Quartiersbezug und setzt damit auch die Empfehlungen des Siebten Altenberichts der Bundesregierung (‚Sorge und Mitverantwortung in der Kommune - Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften‘) beispielhaft um. Zielsetzung ist dabei auch, Stärken, Erfahrungen und Vertrauensvorschuss des Trägers im Quartier zu nutzen.
Hinweis: Parallel zu dieser Vorlage wird zeitgleich der Bericht Älterwerden in Lübeck – Prävention im Alter, in dem das Projekt Präventive Hausbesuche und u.a. auch das Quartiersprojekt BrolingPlatz als wichtige Bausteine präventiver Angebote vorgestellt werden, dem Sozialausschuss vorliegen.
Nachfolgend nun zunächst eine Darstellung der Zielsetzung, der Rahmenbedingungen, der umgesetzten Maßnahmen und Angebote sowie der Ergebnisse:
Zielsetzung des Quartiersprojektes BrolingPlatz
„Das Projekt „Quartier BrolingPlatz“ hatte das Ziel, die Wohn- und Lebenssituation insbesondere von älteren Menschen im Quartier nachhaltig zu verbessern. Dafür wurden generationsübergreifend auch andere Personengruppen aus dem Quartier in das Projekt eingebunden. Die Senior*innen sollten sich in ihrer gewohnten Lebenswelt zu Hause fühlen und durch Mitgestaltung ihres sozialen Umfeldes so lange wie möglich selbstständig in ihrer Wohnung leben können und damit ein Teil der lebendigen Nachbarschaft sein.“ (aus dem Sachbericht der AWO zum Projekt Dezember 2020)
Schwerpunkt des Projektes sind dann folgerichtig generationsübergreifende Angebote für und von Senior:innen im Quartier ab 60 J. Dabei wurden die Angebote aus dem Quartier heraus gemeinsam mit den Bewohner:innen entwickelt. Zielsetzung ist die Aktivierung vorhandener Ressourcen und Kompetenzen der Bewohner:innen, um den Erhalt der Selbständigkeit, Teilhabe und auch Mitverantwortung zu fördern. Diese Zielsetzung entspricht auch dem Grundgedanken des Gesamtkonzeptes Leben und Wohnen im Alter.
Rahmen des Projektes
Das Projekt wurde in einem fünfjährigen Zeitraum in zwei Förderphasen 1.8.2015 - 31.7.2018 sowie 1.9.2018 - 31.8.2020 mit Fördermittel der Fernsehlotterie vom AWO Kreisverband Lübeck e.V. umgesetzt. Es erfolgte dabei eine enge Verknüpfung und Kooperation mit der Bürgerinitiative Brolingplatz und dem AWO Treff.
Für die Umsetzung wurde eine sozialpädagogische Stelle für die fachliche Begleitung und das Quartiersmanagement in Teilzeit eingesetzt. Vor Projektstart erfolgte zur Bedarfsermittlung eine Sozialraumanalyse u.a. in Form einer Bürger:innenbefragung.
Während der gesamten Projektdauer hat eine Steuerungsgruppe die inhaltliche Umsetzung begleitet. Neben anderen Akteuren aus dem Quartier war auch der Bereich Soziale Sicherung kontinuierlich eingebunden.
Nach Projektende im August 2020 konnte u.a. durch einen einmaligen Zuschuss der Hansestadt Lübeck/Bereich Soziale Sicherung und Landesmittel das Projekt bis Ende 2020 fortgeführt werden. In 2021 sicherte dann der o.g. Bürgerschaftsbeschluss die Fortsetzung des Angebots für ein weiteres Jahr.
Maßnahmen und Angebote
Eine wesentliche dauerhafte Aufgabe ist der Aufbau und die Festigung nachhaltiger Netzwerkstrukturen als Grundlage für eine nachhaltige Arbeit im Quartier. Wesentlich dabei natürlich das enge Zusammenwirken mit der Bürgerinitiative Brolingplatz.
Dadurch ergibt sich die Mitnutzung des Quartiershäuschens, das als Infopunkt mit weiteren Angeboten und Veranstaltungen ein wesentlicher Baustein des Projektes ist.
Neben dem Infopunkt als zentralem Angebot haben sich eine Vielzahl weiterer wichtige Angebote entwickelt:
- Besuchs- und Begleitdienst für Senior:innen inklusive Einkaufs- und Lieferservice (dieser wurde insbesondere während des Lockdowns stark nachgefragt)
- Spieletreff
- Quartiersmahlzeit und Quartiersfrühstück
- Rikscha-Projekt
- Bewegungsgruppen
- Fortbildung für Ehrenamtliche
- Bücherclub
- Kennenlerngruppe
- Formularambulanz
- Sprechstunden Jugendamt und „Die Brücke“
- Regelmäßiger Mittagstisch im benachbarten AWO-Treff
- Stadtteilfeste und größere Veranstaltungen auf dem Brolingplatz
- Aufsuchende Angebote wie Quartiersspaziergang und Kaffeerad
- etc.
Ergebnisse des Projektes
Das Quartiersprojekt BrolingPlatz des AWO Kreisverbandes Lübeck befördert die Quartiersentwicklung mit einem sozialraumorientierten Versorgungsansatz. Die Bedarfe und Angebote werden aus dem Quartier heraus entwickelt und nicht allein vom Träger vorgegeben. Dadurch können verstärkt auch im Quartier vorhandenen Kompetenzen der Bewohner:innen eingebracht und genutzt werden. Die Aktivitäten, die im Schwerpunkt für bzw. von älterwerdende/n Bewohner:innen angeboten wurden, haben sich in Richtung generationenübergreifender Angebote entwickelt. Das Quartiersprojekt BrolingPlatz befördert tragfähige Netzwerkstrukturen von und mit ehrenamtlichem Engagement mit erlebbaren Orten im Sinne präventiver Sozialarbeit.
Durch die enge Kooperation mit der Bürgerinitiative BrolingPlatz und die Möglichkeit der Mitnutzung des Quartiershäuschens auf dem Brolingplatz ist eine enge Verzahnung mit den Bewohner:innen gegeben. Der Infopunkt und die Veranstaltungen im Quartiershäuschen stellen zudem eine neue Form des Zugangs dar – das Angebot ist dort, wo die Menschen sind: Auf einen zentralen Platz, wo Bewohner:innen z.B. direkt beim Einkauf auf dem Wochenmarkt Kontakt zum Quartiersprojekt aufnehmen können.
Durch das Projekt konnte eine Stärkung des Zuhausefühlens Älterer in ihrer gewohnten Lebenswelt durch Mitgestaltung des sozialen Umfeldes und die Zugehörigkeit zu einer lebendigen Nachbarschaft erreicht werden.
Viele älterwerdende Bewohner:innen des Quartiers konnten gerade durch generationenübergreifende Aktivitäten erreicht werden. Ein eigeninitiatives Abrufen senior:innenrelevanter Bedarfe erfolgt von der Zielgruppe aber noch eher zurückhaltend. Hierfür bedarf es einer langfristigen, kontinuierlichen Quartiersarbeit zur Kontaktaufnahme und Vertrauensbildung.
Das Projekt setzt wesentliche Grundgedanken des Gesamtkonzeptes Leben und Wohnen im Alter der Hansestadt Lübeck um. Es unterstützt durch die vorhandenen Angebote die Voraussetzungen für einen möglichst langen Verbleib im eigenen Haushalt im vertrauten Quartier, indem es Teilhabe, ehrenamtliches Engagement, aktive Nachbarschaft und gegenseitige Unterstützung fördert.
Der Zugang auf die Bürger:innen mit der Nutzung des Quartiershäuschens auf dem Brolingplatz ist dabei zukunftsweisend.
Als wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige Fortsetzung des Projektes hat sich dabei die tragende, initiierende und koordinierende Rolle der hauptamtlichen Quartiersmanagerin gezeigt.
Nutzung vorhandener Ressourcen, Generierung zusätzlicher Sachmittel und erforderliche finanzielle Mittel zur nachhaltigen Fortführung des Quartiersprojektes
Das Quartiersprojekt BrolingPlatz hat neben den Präventiven Hausbesuchen wie oben beschrieben einen anderen vorbeugenden Zugang zu älterwerdenden Menschen erfolgreich erprobt und ist in dem Kontext Prävention im Alter als wichtiger Baustein zur Stärkung der Senior:innenarbeit zu sehen. Zwingende Voraussetzung ist allerdings wie beschrieben eine hauptamtliche Struktur.
Die Bürgerinitiative Brolingplatz hat den Bau des Quartiershäuschens mit Stiftungsmitteln ermöglicht und stellt dieses jetzt für Nachbarschaftsaktivitäten, aber auch für die Arbeit des Quartiersprojekts der AWO zur Verfügung. Auch eine Büromiete für die Quartiersmanagerin wird eingespart, da das Quartiershäuschen genutzt werden kann und so nur anteilige Betriebskosten anfallen.
Die Bürgerinitiative Brolingplatz verfügt jedoch nicht über die erforderlichen Ressourcen, um eine Personalstelle zu schaffen bzw. diese fachlich zu begleiten. Die Anbindung an die AWO ist daher zwingend angezeigt. Mit der hauptamtlichen Stelle können neben den oben beschriebenen Aufgaben zusätzliche Sachmittel generiert werden, die für die umfänglichen Projekte erforderlich sind. Über Spenden und Stiftungen konnten zum Beispiel das Rikscha-Projekt, ein Bewegungsprojekt und ein Bücherschrank realisiert werden. Allein für diese Projekte konnten nach Aussagen der AWO rund 20.000 Euro akquiriert werden.
Um eine weitere nachhaltige Umsetzung des Quartiersprojektes BrolingPlatz sicherzustellen, ist eine jährliche Förderung auf Grundlage des beigefügten Konzeptes und Finanzierungsplanes des AWO Kreisverbandes Lübeck e.V. in Höhe von 35 Tsd. Euro für den Zeitraum 01.01.2022 – 31.12.2026 erforderlich. Da es nicht gelungen ist, weitere Drittmittel einzuwerben, sind zur haushaltsmäßigen Ordnung unterjährig im Rahmen der Haushaltsbewirtschaftung 2022 die Mittel in Höhe von 35.000 € bereitzustellen.